Jack Dorsey ist der Generation der „Digital Natives“ ein Begriff. Als CEO des Kurznachrichtendiensts Twitter spielt er ganz oben mit in der Liga der Tech-Mogule, die etwa Namen wie Sundar Pichai von Google oder Facebook-Mitbegründer Marc Zuckerberg zu ihren einflussreichen Top-Playern zählt. Anders als in Nordamerika ist Dorsey im europäischen Raum der breiten Masse allerdings nicht als CEO einer der erfolgreichsten Zahlungsdienstleister bekannt – Square. Das 2009 gegründete Unternehmen startete noch im selben Jahr nicht mit weniger als der Revolution der Kreditkartenzahlung. Schon bald war es für Geschäftstreibende in Amerika möglich, zu verhältnismäßigen Konditionen über ein Hardware Addon für das kürzlich etablierte Smartphone Kreditkarten zu akzeptieren. Später entwickelte Square die in den USA, Kanada und Großbritannien weit verbreitete Mobilanwendung Cash App (damals Square Cash), die inzwischen von mehr als 30 Millionen Menschen weltweit genutzt wird.
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Square mischt mit beim Thema Krypto
Gab es bis dato bereits ein Indiz für die Crypto-Affinität von Jack Dorsey und seinen Kollegen, nämlich die Möglichkeit Kryptowährungen über die Cash App zu kaufen, so kommt der Square-CEO im Juni 2021 relativ überraschend mit einer Ankündigung in Richtung eigener Crypto-Palttform um die Ecke. Es ist lange bekannt, dass Dorsey auch privat ein Fan von Bitcoin ist, aber auf ein solch deutliches Signal im Bereich Business hatte seine Followerschaft bislang vergebens gewartet. Den Ankündigungen vom vergangenen Monat folgte nun die Bestätigung, das Vorhaben werde zeitnah auch tatsächlich in Angriff genommen: Square hat es sich laut Dorsey zum Ziel gemacht, die hardwarebasierte „Selbstverwahrung“ von Kryptowährungen massentauglich zu machen. Zuerst konzentriere man sich bei dieser Mission auf die relevanteste aller Kryptowährungen: Bitcoin.
„Wir haben noch viele offene Fragen und Probleme, wobei wir uns zuerst um die Wallet kümmern wollen. Zunächst konzentrieren wir uns dabei auf Bitcoin, die mobile Nutzbarkeit sowie das Multisig-Verfahren, um unterstützte Selbstverwahrung‘ möglich zu machen.“
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Der Tech-Milliardär machte des Weiteren deutlich, dass es bei der „unterstützten Selbstverwahrung“ um ein Verfahren gehen wird, das Nutzern ermöglicht, Kryptowährungen mittels einer Hardwarewallet dezentral zu sichern wobei der Zahlungsdienstleister Square den Prozess technisch stark vereinfachen wird. Dorsey nannte als ausschlaggebende Kriterien bei der geplanten Entwicklung ein „tolles Produktdesign“, Kompatibilität mit Geräten anderer Hersteller sowie Nutzbarkeit der Anwendung im End-to-end Verfahren.
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Rückkehr zur Hardware
Große Kryptowährungsbörsen erhöhen zwar nach und nach ihre Sicherheitsstandards, doch bleibt bei der Verwahrung von Coins im jeweiligen „Hot Wallet“ der verschiedenen Plattformen stets ein Restrisiko. Die Exchanges mit der inkludierten, softwarebasierten Wallet sind online und deshalb rein theoretisch dauerhaft schädlichen Zugriffen von außen wie Hacker-Attacken oder staatlichen Maßnahmen ausgeliefert. Hardware-Börsen für die Hosentasche, die die eigenen Kryptowerte offline und dadurch sicherer verwahren können, sind an sich keine Neuheit mehr. Eines der bislang bekanntesten Modelle in Form eines USB-Speichersticks mit integriertem Display ist etwa das Modell „Nano S“ des Herstellers Ledger. Allerdings hat diese Technologie die breite Nutzerschaft von Kryptowährungen noch nicht erreichen können. Square-Vorstand Dorsey will laut eigener Aussage schon bald einen Depotservice vereint mit Hardwarewallet für jedermann auf den Markt bringen.
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Brücken schlagen durch Usability
Was hat die Ankündigung des Payment-Anbieters für Kryptowährungen allgemein und vor allem für Bitcoin zur Folge? Square, das als börsennotierten Unternehmen selbst stark in den Kryptowährungsmarkt investiert ist – wie vielleicht bald auch Amazon – verdeutlicht auf gewisse Weise das Vertrauen des konventionellen Börsenhandels in die Blockchaintechnologie. Inzwischen hat jeder schon einmal von Bitcoin gehört, aber die Mehrheit der Gesellschaft kann noch lange nicht mit einer eigenen Krypto-Wallet aufwarten, sei es nun als Software oder hardwarebasiert. Dabei ist aktuell das Potential von Kryptowährungen als (volatiles) Spekulationsobjekt sogar größer als das Potential in der Rolle des alltäglichen Zahlungsmittels. Hauptgrund für das Versagen beim Aspekt Massentauglichkeit sind Sicherheitsbedenken durch negative Medienberichte und oftmals komplexes Handling bei Transaktionsprozessen und dergleichen. Square ist in Nordamerika, aber auch global gesehen mittlerweile ein „Big Player“ in der Zahlungsbranche. Das Unternehmen hat in der Vergangenheit sein Know-how in Sachen Hardware-Entwicklung deutlich unter Beweis gestellt. Vorausgesetzt die Umsetzung von Dorseys Plänen erfolgt zugeschnitten auf eine Mainstream-Kundschaft, haben Square und ähnliche Dienstleister definitiv das Zeug dazu, das Thema Kryptowährungen massentauglicher zu machen. Mittelfristig bedeutete dies für aktuelle Bitcoinbesitzer ein weiteres, starkes Wachstum für den gesamten Kryptomarkt durch mehr Privatanleger. Square könnte sich einen Vorreiter-Status im Kryptobereich sichern und die Applikation Cash App etwa endgültig zum „Paypal für Kryptowährungen“ aufsteigen.