Die kleinsten Veränderungen oder Nachrichten rund um der Finanz-Welt können von einen auf den anderen Tag für große Kursänderungen der Krypto-Währungen sorgen – das haben spätestens die letzten Jahre gezeigt. Mit dem Bitcoin hat die älteste und wichtigste Cyber-Währung zuletzt wieder ein kurzes Hoch erlebt, nachdem in den letzten Wochen und Monaten eher ein Abwärtstrend zu verzeichnen war.
Die spontane Kursänderung hatte mit Spekulationen zu tun, die sich rund um den Online-Versandhändler Amazon ranken. Wir klären auf, wie glaubwürdig die Spekulationen sind und was sie zu bedeuten haben.
Steigt Amazon ins Krypto-Geschäft ein?
Nach dem vergangenen Wochenende konnte an den Krypto-Märkten endlich wieder durchgeschnauft werden. Der Abwärtstrend der letzten Wochen wurde endlich gestoppt, bei dem ein oder anderen Investor zeigte sich ein fast schon ungewohntes Grün im eigenen Portfolio. Bis zum frühen Montagmorgen hatte der Bitcoin rund 12 Prozent zugelegt, die Währung durchbrach die Marke von 39.000. Am Montagabend wurde dann sogar die Schallmauer von 40.000 durchbrochen.
Grund für diesen Zwischenspurt des Bitcoin war wohl vor allem ein Bericht der Londoner Zeitung „City A.M.“. Der Artikel handelte von einer Krypto-Strategie des US-Unternehmens Amazon. Die Zeitung berichtete davon, dass der mächtige Konzern einen Einstieg in das Geschäft der Kryptowährungen wagen will. Eine brisante News.
Diese sehe so aus: Amazon plane zunächst Bitcoin als Zahlungsmittel zu akzeptieren. Später sollen dann auch Bitcoin Cash und das aufstrebende Ether hinzukommen. In dem Bericht ist sogar von einer ausgefeilten Krypto-Strategie die Rede, in der sogar der Plan enthalten ist, eine eigene digitale Währung zu entwickeln. So weit wie Michael Saylor mit Microstrategy will Amazon wohl aber (noch) nicht gehen.
Die Pläne, über die „City A.M.“ berichtete, erinnern an die Entscheidung von Tesla, Bitcoin als Zahlungsmittel zu akzeptieren. Tesla-Boss Elon Musk zeigte sich mit dieser Aktion – und mit vielen Aussagen – deutlich versöhnlich gegenüber dem Bitcoin. Die News rund um Tesla waren damals für den großen Kursanstieg des Bitcoin bis hin zu 55.000 mitverantwortlich. Es handelte sich um das Rekordhoch des Bitcoin. Ist ein solches nun auch mit den aufkommenden Spekulationen rund um Amazon denkbar?
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Was ist an den Spekulationen um Amazon dran?
Zu den Berichten der Londoner Zeitung passt eine Stellenausschreibung, die Amazon jüngst lieferte. Dabei handelt es sich um die Suche eines Leiters „für digitale Währungen und Blockchain-Produkte“. Dieser Fakt dürfte einige Investoren dazu bewogen haben, die Berichte der Zeitung zu glauben. Auch Elon Musk hatte sich vor rund einer Woche positiv über die Zukunft des Bitcoin geäußert, was alles andere als selbstverständlich ist. Zuvor hatte er die Kryptowährung vor allem für einen hohen Energieverbrauch kritisiert und Reformen eingefordert. Die Aussagen von Musk stärkten die Spekulationen nun ebenfalls.
Am Dienstag fiel der Preis des Bitcoin allerdings schon wieder, was mit einer Aussage des Unternehmenssprechers von Amazon zu tun hat. Dieser reagierte auf die Spekulationen, was den Investoren in der Krypto-Welt nicht sonderlich gefallen haben dürften. „Nicht wahr“ seine Spekulationen, „die sich um unsere spezifischen Pläne für Kryptowährungen ergeben haben“, sagte der Sprecher. Allerdings stellte er auch klar, dass sich der Konzern weiterhin darauf konzentriere, „zu untersuchen, wie es für Kunden aussehen könnte, die bei Amazon einzukaufen.“
Einige Experten glauben unterdessen, dass das kurze Hoch des Bitcoin gar nicht so viel mit den Gerüchten um Amazon zu tun hat. So sieht es beispielsweise Vijay Ayyar, der das Asien-Pazifik-Geschäft der Krypto-Börse Luno leitet. Er glaubt, dass die Änderung des Preises mit einer mehrteiligen und umfassenden Korrektur zu tun hat, die seit dem Erreichen des Rekordhochs eingetreten ist. Diese Korrektur sorgte zunächst für einen Abwärtstrend, der nun wieder langsam Geschichte sein könnte.
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Was würde es bedeuten, wenn die Gerüchte stimmen
Nach dem Dementi von Amazon ist der Kurs zunächst wieder etwas eingebrochen, doch der Bericht rund um den Online-Riesen ist trotzdem attraktiv für Investoren im Krypto-Sektor. Es ist nämlich klar, dass sich Konzerne mit Kryptowährungen beschäftigen. Ebenso ist es nicht ausgeschlossen, dass nach Tesla einige Unternehmen nachziehen.
Falls Amazon tatsächlich vorhat, ins Krypto-Geschäft einzusteigen, dann könnte das für den Bitcoin durchaus für eine rosige nahe Zukunft sorgen. Was solche Bewegungen in der Business-Welt auslösen können, hat die Entscheidung von Tesla gezeigt, den Bitcoin als Zahlungsmittel zu akzeptieren. Bei Amazon könnte der Effekt noch größer sein, da das Unternehmen deutlich mehr Menschen erreicht, als dies bei Tesla der Fall ist.
Für die Kunden von Amazon würde eine solche Entscheidung mehr Flexibilität bedeuten. Kryptowährungen als Zahlungsmittel bei einem Online-Versandhändler – das hätte eine neue Dimension.