Fact Check: Ist Bitcoin ein Klima-und Umwelt-Killer?

Der Bitcoin ist nach wie vor fast täglich in den Schlagzeilen. Stark volatile Kurse, neue Möglichkeiten auf der Basis der Blockchain-Technologie und immer wieder neue Rekorde bestimmen die Meldungen. Zunehmend wird Kritik laut: Wie genau ist das mit Bitcoin und der Nachhaltigkeit?

Zum Mining von Bitcoins ist viel Rechenpower nötig. Rechner benötigen Strom, und ein hoher Stromverbrauch gilt als das Gegenteil von Nachhaltigkeit. Denn, so die Argumentationskette, weltweit werden immer noch große Mengen an fossilen Brennstoffen verheizt, um Strom zu produzieren. Verheizt ist da ein gutes Stichwort, denn Rechenzentren mit genug Leistung, um Bitcoin zu minen, erzeugen Unmengen an Wärme und müssen gekühlt werden. Auch das passiert normalerweise über stromgetriebene Kühlanlagen, was wiederum die Nachhaltigkeit der Währung drückt. Aber wie sieht das wirklich aus? Wo stehen die Rechner, mit denen Bitcoin erzeugt werden, und wie ist das mit dem Stromverbrauch wirklich? Schlagzeilen allein helfen kaum.

Strom kostet Geld. Bitcoin-Mining soll Geldwerte erzeugen, nicht vernichten

Bitcoin-Mining ist wirklich extrem energieintensiv. Auch wenn wir jetzt die Sache mit dem Klima- und Umweltschutz einem Fakten-Check unterziehen, steht das ganz außer Frage. Und Strom ist ein Kostenfaktor, denn die Energiekosten steigen und steigen nicht nur in Deutschland. Miner bauen ihre Farmen in Ländern auf, die für niedrige Energiekosten bekannt sind und darüber hinaus auch noch eine positive Einstellung gegenüber dem Sektor haben.

Bitcoin-Mining in Island

Da ist beispielsweise Island: Das Land verfügt über kaltes Klima und kostengünstigen Strom, der aus Wasserkraft (also einer sehr nachhaltigen Energiequelle) und aus geothermischen Anlagen erzeugt wird. Klimaanlagen werden hier nicht benötigt, denn es ist kalt genug für die Rechneranlagen. Klimatisierung eines Rechenzentrums bedeutet hier, dass die Abwärme der Rechner das Heizsystem für die nahen Büroräume stellt.

Bitcoin-Mining in den USA

Auch in den USA werden Bitcoins gemint. Hier finden sich die meisten Rechnerfarmen dort, wo kostengünstiger Strom aus Wasserkraft zur Verfügung steht – und in Texas stehen sehr viele Anlagen. Der Grund dafür: In Texas generieren Windkraftanlagen immer wieder mehr Strom als benötigt wird. Der Strom ist also kostengünstig und steht den Minern zur Verfügung. Nachteilig wirken sich allerdings die Temperaturen aus, Texas ist tendenziell warm. Schauen wir auf das gegenüberliegende Ende der USA. In Alaska finden wir ebenfalls Rechnerfarmen, die dem Bitcoin-Mining dienen. Positiv ist hier, dass nicht gekühlt werden muss – es ist einfach so kalt, dass die Rechner keine Chance haben, heiß zu laufen.

Gleichzeitig bestehen hier aufgrund der dünn besiedelten Regionen keine durchgehende Verbindung zum nordamerikanischen Stromnetz. Strom wird lokal mit den jeweiligen Gegebenheiten erzeugt. Das passiert unter anderem rund um die Kohle- und Erdölförderung: Hier entweicht natürlich Gas aus dem Boden, das in kleinem Umfang zur Stromerzeugung genutzt werden kann. Auch das gilt als nachhaltig. Denn ungenutzt würde das Gas einfach als Abfallprodukt in die Atmosphäre entweichen.

Der Bundesstaat Washington erzeugt mit 1.166 Staudämmen seinen Strom zu 80 Prozent aus erneuerbaren Energiequellen. Hier ist Bitcoin-Mining besonders günstig – und besonders umweltschonend.

Bitcoin-Mining trägt nicht wesentlich zum Klimawandel bei

Bitcoin-Mining benötigt zwar eine enorme Energiemenge, aber die Industrie treibt den Klimawandel nicht voran. Mining lohnt nur, wenn der Strom billig ist. Und billiger Strom ist weltweit immer Strom, der überschüssig ist, also anderweitig nicht genutzt werden könnte. Erneuerbare Energien gelten oft nicht als profitabel, denn hier wird häufig sogenannte gestrandete Energie erzeugt. Das ist Energie, die als Überschuss anfällt und nicht grundlastfähig ist. Diese Energie verfällt ungenutzt.

75 Prozent der Bitcoin-Miner nutzen bereits heute teilweise oder ausschließlich erneuerbare Energien. Denn die sogenannte gestrandete Energie wird von dieser Industrie gerne abgenommen und ist besonders günstig. Dazu kommt, dass Bitcoin-Mining immer noch eine winzige Industrie ist im Vergleich mit anderen – und damit allein aufgrund der Marginalität der Branche einen im globalen Kontext winzigen Energieverbrauch hat.

Tatsächlich haben Recherchen ergeben, dass Bitcoin-Mining sogar den Klimawandel bremst. Denn die Tendenz unter Minern geht immer weiter hin zu erneuerbaren Energiequellen, die kostengünstig Strom zur Verfügung stellen. Die Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen wird aber kostengünstiger, wenn sie sich weiter verbreitet und von vielen Menschen genutzt wird. Bitcoin-Mining treibt also die Verbreitung der Stromgewinnung aus erneuerbaren Quellen an und hilft, diese Technologien im Mainstream zu verankern.

Auch Erneuerbare erzeugen Überschüsse

Mining-Farmen sitzen nicht nur dort, wo Erdgas, Öl und Kohle gefördert werden oder wie in Island besonders kostengünstiger Strom zur Verfügung steht. Sie werden bevorzugt auch dort aufgebaut, wo Unternehmen grüne Energie produzieren. Denn wie bei konventionellen Energien werden hier Überschüsse erzeugt, die nicht gespeichert werden können. Diese Überschüsse nutzen Mining-Farmen bereits heute und fangen damit potenzielle Überlastungen des Stromnetzes auf.

Weil bislang nur wenige Unternehmen diese Überproduktionen so gut abfangen können, ist der Umstieg auf Erneuerbare noch schwierig. Denn natürlich sind Wind- und Sonnenkraft nicht planbar und erzeugen selten exakt die Strommengen, die gerade benötigt werden. Dadurch, dass Bitcoin-Mining die Überschüsse nutzt und damit Überlastungen des Netzes verhindert, ohne dass der erzeugte Storm verschwendet würde, ermöglicht das Mining den Ausbau des Marktes für erneuerbare Energien.

Verfolgen wir diesen Gedankengang weiter, sehen wir: Bitcoin-Mining macht die Erzeugung grüner Energie lukrativ und damit interessant. Und das passiert komplett ohne Zwang. Denn die Bitcoin-Miner sind für die kostengünstige gestrandete Energie dankbar und nutzen sie nicht nur bereitwillig, sondern fragen gezielt nach der Bereitstellung. Damit treiben sie die Produktion grüner Energie voran.

Finaler Vorwurf: Bitcoin verbraucht insgesamt zu viel Energie

Korrekt ist, dass Bitcoin-Mining energieintensiv ist. Korrekt ist auch, dass diese Energie vielleicht an anderen Stellen nötiger gebraucht würde. Ob sie dort unter vertretbarem Aufwand verfügbar gemacht werden könnte, lassen wir jetzt erst einmal außer Acht. Schauen wir uns allein der Vorwurf des viel zu hohen Verbrauchs an:

  • Allein in den USA verbrauchen Haushaltsgeräte im Standby-Modus jährlich so viel Strom wie Bitcoin-Mining weltweit in 1,5 Jahren.
  • Vergleicht man den Energieverbrauch verschiedener Finanzsysteme, sieht es noch interessanter aus. Denn Bitcoin nutzt weniger als die Hälfte der Energie, die für den Goldabbau gebraucht wird. Schauen wir uns den Energieverbrauch von Bankfilialen und ATMs an, kommt Bitcoin sogar nur auf ein Fünftel.

Fazit: Kein Treiber von Klimawandel, sondern das Gegenteil!

Der permanente Energieverbrauch beim Bitcoin-Mining ist wirklich exorbitant hoch. Wir alle kennen die Berichte in den Medien: Hier und da betreiben Menschen Bitcoin-Mining in kleinem Umfang und nutzen die Abwärme des einzigen dafür eingesetzten Rechners, um ihre gesamte Wohnung kuschelig zu heizen. Das sind keine Mythen, sondern Fakten. Bitcoin-Mining ist ein Stromfresser. Aber es ist ein winziger Stromfresser im Vergleich mit dem, was wir uns sonst so leisten (seihe letzter Absatz). Und es ist eine enorm revolutionäre Erfindung, die Klimaschutz und Nachhaltigkeit in weiten Teilen der Welt erst richtig ermöglichen wird. Denn ganz ohne Zwang und politische Anreize fördert Bitcoin-Mining die flächendeckende Bereitstellung grüner Energien auf einem lukrativen Niveau. Subventionen werden nicht benötigt.

>> Hier könnt ihr Euer Bitcoin-Wissen auf den Prüfstand stellen: Zum Bitcoin Crash-Kurs-Quiz

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